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Oktober 2008


By Peter Eberhardt - Posted on 29 Oktober 2008

Am Montag, 20. Oktober sind wir mit viel warmer Kleidung im Gepäck, für das letzte Mal in diesem Jahr zum Schiff gefahren. Widererwarten wurden wir in Friesland von der Sonne und recht milden 14° erwartet. Schnell war alles Mitgenommene im Schiff verstaut, Trinkwasser aufgefüllt und alle Bordsysteme zum Laufen gebracht. Die Maschine wurde gestartet und wir haben das Bootshaus mit dem Ziel Joure verlassen. Die ruhige Fahrt mit mässigen Wind führte uns via Prinses Margriet Kanal, unserem "Hauskanal", ins Sneeker Meer. Von dort steuerten wir den Goingarijpster Poelen an von dem uns der Noorder Oudeweg weiter zur Jousterschleuse brachte. Die Joustersluis staat meestal open, entnehmen wir der Karte. Sie wird nur bei extremen Wetter- und Wassersituationen in Gerbrauch genommen. Um 16.15 Uhr erreichen wir Joure und machen fest. Die Saison neigt sich dem Ende, der Hafen ist fast leer und es sind nur noch wenige Touristen mit Mietbooten unterwegs. Ein kurzer Spaziergang ins Städtchen, einige Besorgungen und schon war der Rest des Nachmittags vorbei. Wieder auf dem Schiff angekommen drehten wir die Heizung auf Komfort-Temperatur und genossen das Einnachten. So langsam machte sich der Hunger bemerkbar und wir freuten uns auf das mitgebrachte Raclette. Schnell waren alle Zutaten bereit gestellt und das gemütliche "Käse-Essen" konnte beginnen.

In der Nacht kam überraschend Regen. Irgendwie hatten wir damit gar nicht gerechnet. Er störte uns nicht, wir wollten eh am Dienstag zuerst mal richtig ausschlafen.
Am Dienstag liessen wir uns richtig schön Zeit. Unter der Decke war's wohlig warm und lockte so gar nicht zum Aufstehen. Ich opferte mich, ging in die Küche und machte Kaffee. Die erste Tasse genossen wir dann noch gemeinsam im kuscheligen Bett. Es war weit nach 10.00 Uhr, als wir dann endlich zusammen am Tisch sassen und ein herrliches Frühstück genossen. Allmählich klarte das Wetter auf und wir beschlossen, weiter nach Heeg zu fahren. Heeg ist eine alte Seglermetropole, am gleichnamigen Meer gelegen. Dort finden Segler gute Windbedingungen und ein riesiges Fahrgebiet. Der Passantenhafen war wiederum praktisch leer und wir konnten uns einen Superplatz am Kopf eines Steigers auslesen.

 

Am Nachmittag machten wir einen Bummel durch den Ort und tranken einen feinen Cappuccino. Das Örtchen ist voll von Restaurants, in der Saison wimmelt es hier nur so von Leuten. Täglich wollen viele Gäste bewirtet werden - jetzt aber sind die Stühle aufgestapelt und viele Gaststätten haben schon geschlossen.

Wir haben uns zum Znacht eine Pizza belegt und in den bordeigenen Ofen geschoben. Zusammen mit einem Glas Wein und etwas Salat genossen wir den "italienischen Abend".
Am Mittwoch legten wir gegen Mittag ab mit Ziel Workum. Die Fahrt ging übers Heeger Meer und dann rechts ab zum Grote Gaastmeer. Bereits auf der Anfahrt nach Workum wurden wir von einem Schubschiff mit Schute „gejagt“.  Vor der geschlossenen Eisenbahnbrücke legten wir am Wartesteiger an, machten fest und warteten auf das Öffnen der Brücke. Vom Schubverband hatten wir uns zwischenzeitlich etwas absetzen können, jetzt aber war er auch da und wollte seine Schute am Steiger festmachen. Wir waren erleichtert, als die Brückensignale durch rot/grün anzeigten, dass die Brücke jetzt geöffnet wird, und dass wir weiterfahren und so dem Berufsschiff aus dem Weg gehen konnten. In der Einfahrt zum Dorf kam uns schon wieder ein Arbeitsschiff entgegen und ein Kreuzen war nur langsam und mit viel Gefühl möglich. Hinter der nächsten Brücke war dann der Kanal komplett gesperrt. Ein Bagger auf einem Arbeitsschiff war damit beschäftigt die Fahrrinne auszubaggern und den Schlick in eine Schute zu kippen. Wir haben kurz am Ufer bei einer Werft festgemacht und uns über die Situation erkundigt. Es sei ab und zu mal möglich, die Baustelle zu passieren, wenn die Schute voll ist und ausgewechselt werde. Da wir aber am nächsten Tag hier wieder zurück mussten, haben wir uns für die Umkehr entschieden. Das Wendemanöver im Kanal hat prima geklappt, hinten und vorne waren noch 3m Platz und auf Gegenverkehr mussten wir ja nicht achten. So haben wir als nächstes Ziel Bolsward angepeilt. Ein relativ grosses Städtchen mit guten Einkaufsmöglichkeiten. Der Wind hatte in der Zwischenzeit recht zugenommen und das Warten vor den Brücken war nicht immer ganz einfach. Vor dem Hafen Bolsward hat der Brückenwärter sofort erkannt, dass es für uns bei den Böen nicht einfach war, das Schiff ruhig in Warteposition zu halten und hat die Autobahnbrücke unverzüglich geöffnet. Das Hafenbecken ist von den Häusern rund herum gut abgeschottet und so hat uns der Wind beim Anlegen nicht geärgert. Um 15.15 Uhr konnten wir uns, wie auch schon, direkt an die alte Hafenwand legen und hatten das ganze Geschehen im Hafen im Überblick. Ein Spaziergang im Dörfchen rundete den Nachmittag ab. Abends genossen wir einen schönen Sonnenuntergang.
Der Barograf aber kündigte schlechteres Wetter an.

Am nächsten Morgen sind wir zeitig ( 9.30 Uhr) losgefahren. Der Wind hatte merklich zugenommen. Wir wollten noch vor 12.00 Uhr in der Stadtgracht von Sneek festmachen und den Nachmittag zum Einkaufen nutzen. Wie schon oft bei schlechtem Wetter haben wir uns in der Stadt hingelegt und auf Besserung gewartet. Die nahende Kaltfront brachte einen Temperatursturz mit und die milden 14-16° der letzen Tage gehörten endgültig der Vergangenheit an. So wärmten wir uns in der Mittagszeit beim Chinesen, bei einer Suppe und einem Kännchen Jasmintee, wieder auf. Das Wetter schlug gegen Abend um und obwohl wir relativ geschützt lagen, rüttelte der Wind recht heftig an unseren Aufbauten. Wir waren froh, dass uns die Heizung ein wohlig warmes Innenschiff bescherte.
Die Nacht war sehr unruhig und wir haben beide nicht sonderlich gut geschlafen. Am Freitagmorgen ging’s dann von Sneek zurück nach Jirnsum. In der Bootshalle wurde das Schiff an seinem Platz gut vertäut und unsererseits winterfertig gemacht. Die Werft wird dann noch ihrerseits diejenigen Arbeiten vornehmen, die nötig sind, damit die Winterkälte keinen Schaden am Schiff anrichten kann. Nach dem Nachtessen mit unseren Freunden von der „Delfin“ sind wir noch nach Krefeld zurück gefahren. Jetzt kommt die lange schiffslose Zeit bis im Frühjahr 2009 . . .